Datencenter erobern die Schweiz – Zweithöchste Dichte in Europa
Die Corona-Pandemie hat in verschiedenen Facetten aufgezeigt, wie wichtig die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft ist. Bereits in den letzten Jahren hat der Aufstieg des Onlinehandels den Einzelhandels- und Logistikimmobiliensektor tiefgreifend beeinflusst. Doch in jüngster Zeit haben sich Datencenter zu einer weiteren interessanten Anlageklasse entwickelt, deren Risiko- / Renditeprofil zwischen Immobilien- und Infrastrukturanlagen liegt. Der steigende Datenverbrauch, der durch Home-Office, Video-Streaming, Online-Gaming, E-Commerce usw. zusätzlich befeuert wird, hat das Wachstumspotenzial dieses Segments nochmals verdeutlicht.
Die Schweiz verfügt bereits heute gemessen an ihrer Bevölkerungszahl über eine äusserst hohe Dichte an Datencentern, nach den Niederlanden sogar die zweithöchste in Europa. Die in einer aktuellen Studie von CBRE Schweiz identifizierten 93 Colocation-Datencenter verfügen über eine Fläche von mindestens 154’000 m2, was rund 22 Fussballfeldern entspricht.
Zürich an sechster Stelle in Europa
Die Region Zürich liegt mit 68 Megawatt (MW) nach London (711 MW), Frankfurt (510 MW), Amsterdam (365 MW), Paris (204 MW) und Dublin (94 MW) an sechster Stelle in Europa, was die Rechenzentrums-Kapazitäten anbelangt. Eine Leistungssteigerung um weitere 50 MW bis 2022 ist bereits gesichert, wie es verschiedene Bauprojekte in Glattbrugg (Interxion), Winterthur (Vantage Data Centers) oder Dielsdorf (Green Datacenter) veranschaulichen. Weitere Datencenter sind bereits geplant, und damit wird sich die Kapazität in wenigen Jahren verdoppeln.
Der Schweizer Markt besteht derzeit aus einem Mix aus Wholesale- und Retail-Anbietern. Bei den in den letzten Jahren initiierten Grossprojekten handelt es sich meistens um sogenannte Hyperscaler-Datencenter, die von Schweizer oder ausländischen Betreibern errichtet und von grossen internationalen Cloud-Anbietern wie Google, Oracle, Microsoft und Amazon genutzt werden.
Gute Wirtschaftsbedingungen und souveräne Datenschutzanforderungen
Neue Kundengewinne bei Finanzdienstleistern, ein wachsender Fintech-Sektor und die anhaltende Migration internationaler Unternehmen in die Cloud haben Anbieter ermutigt, Cloud-Regionen in der Schweiz aufzubauen. Die Schweiz hat ihre eigenen Datenschutzanforderungen, die die Souveränität fördern, es aber internationalen Unternehmen erlauben, mit einer europäischen Basis zu operieren, ohne die Anforderungen der Europäischen Union (z.B. Datenschutz-Grundverordnung) erfüllen zu müssen. Probleme mit der Bereitstellung von Land und Strom, lange Planungsprozesse sowie die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien bleiben dabei die wichtigsten Herausforderungen.
Auch wenn der Markt für Rechenzentren in der Schweiz als Nische gilt, entdecken Private Equity-Firmen und zunehmend auch Infrastrukturfonds diesen Wachstumsmarkt für sich. Der Markt für Rechenzentren erfordert ein spezifisches Know-how, das sich von anderen Immobilientypen unterscheidet. Obwohl traditionelle Immobilieninvestoren noch kein grosses Interesse an Rechenzentren zeigen, sollten sie diesen Markt langfristig genau im Auge behalten, da er ein schnell wachsendes Potenzial für alternative Immobilieninvestitionen bietet.