Ende des Immobilien-Booms wird wahrscheinlicher
Der Schweizer Immobilienmarkt zeigt sich bisher weitgehend immun gegen die steigenden Zinsen. Trotz spürbarer Zunahme der Finanzierungskosten wird Wohneigentum nach Ablauf des 3. Quartals 2022 zu 1.4% höheren Werten gehandelt, wie der «SWX IAZI Private Real Estate Price Index» zeigt. Gemäss der schweizweiten Auswertung der aktuellen Markttransaktionen ist die Zahlungsbereitschaft im letzten Quartal besonders für Einfamilienhäuser (2.0%) nochmals gestiegen. Doch auch bei Eigentumswohnungen (0.7%) sind die Preise auf moderatem Wachstumskurs. Über die letzten zwölf Monate ergibt sich am Eigenheimmarkt insgesamt eine kumulierte Preissteigerung von 5.5%, die den langjährigen Durchschnitt weit übertrifft.
«Der Schweizer Eigenheimmarkt präsentiert sich noch solid», sagt Donato Scognamiglio, CEO der IAZI AG. «Der erneute Wertzuwachs unterstreicht, dass die Hypothekarkonditionen die Nachfrage bis anhin kaum beeinflussen.» Gerade in Zeiten erhöhter Geldentwertung und Unsicherheit an den Märkten wachse der Wunsch, Kapital in Sachwerte wie Immobilien umzuwandeln. Rückläufige Bautätigkeit und Angebotsverknappung wirken ebenfalls stützend. Allerdings reagiert der Schweizer Eigenheimmarkt eher träge auf Veränderungen. Die SWX IAZI Preisindizes basieren auf effektiv bezahlten Preisen. Vom Kaufentscheid bis zur Unterschrift beim Notar können gut und gerne ein paar Monate verstreichen. Ein Abflachen der Wachstumskurve im nächsten Quartal ist deshalb denkbar.
Wer Mehrfamilienhäuser in der Schweiz erwerben wollte, musste ebenfalls mit höheren Werten rechnen: Die Transaktionspreise für Renditeliegenschaften haben im 3. Quartal 2022 mit 1.9% stark zugelegt, wie der «SWX IAZI Investment Real Estate Price Index» zeigt. Auf Jahresbasis erreicht die Preisentwicklung die Marke von 6.0%.
Auch wenn in den aktuellen Zahlen noch kein Abbremsen der Preisentwicklung ersichtlich ist: Die Zeichen verdichten sich, dass der jahrelange Immobilien-Boom zu einem vorläufigen Ende kommt. Die Renditedifferenzen von Immobilienfonds, Immobilienaktien sowie Direktanlagen zur Schweizer Bundesobligation sind bereits stark gesunken. Jeder weitere Zinsschritt reduziert die relative Attraktivität von Immobilien. Solange die Notenbanken die rekordhohe Inflation nicht unter Kontrolle bringen, sind weitere Anhebungen der Leitzinsen fast unvermeidlich. Zudem ist davon auszugehen, dass es bis Ende Jahr bei einigen institutionellen Investoren aufgrund der Verluste an der Börse zu einem Portfolio-Rebalancing kommen könnte, also zu vermehrten Verkäufen von Renditeobjekten. Der Korrekturdruck auf die Preise von Immobilienanlagen stiege damit weiter.