EPFL zeigt neue Greiftechnik mit Potenzial

Forschende der EPFL haben eine Roboterhand entwickelt, die ohne komplexe Programmierung 24 unterschiedliche Objekte mit menschenähnlicher Präzision greifen kann – allein durch strategisch eingesetzte Flexibilität in Material und Mechanik. Das Projekt ADAPT markiert einen Paradigmenwechsel in der Robotik: Weg von zentralisierter Steuerung, hin zu verteilter Intelligenz in Haut, Gelenken und Materialien.
Im Alltag greifen Menschen instinktiv nach Objekten, ohne deren genaue Position zu kennen. Roboter hingegen benötigen meist exakte Umweltinformationen und komplexe Berechnungen. Die neu entwickelte Roboterhand der EPFL verzichtet auf diese Rechenlast. Stattdessen nutzt die Roboterhand weiche Materialien, Federmechaniken und ein intelligentes Design, das menschenähnliches Greifen ohne hochauflösende Sensorik ermöglicht.
Selbstorganisierende Bewegungen mit 93 % Erfolgsquote
Die Hand nutzt Silikonbänder, mechanische Federn und ein faltbares Robotergelenk, ergänzt durch nur 12 statt üblich 20 Motoren. Dank dieser reduzierten, aber optimal verteilten Steuerung erzielte ADAPT in Tests mit 24 Objekten eine Greiferfolgsquote von 93 % bei einer Ähnlichkeit von 68 % zu menschlichen Bewegungen. Die Interaktion zwischen Material, Form und Umgebung ersetzt dabei teils die klassische Programmierung, eine Form mechanischer Intelligenz.
Von starren Maschinen zu lernfähigen Systemen
Statt jedes Gelenk separat anzusteuern, folgt die Roboterhand nur vier Hauptbewegungspunkten. Alles andere ergibt sich durch physikalische Wechselwirkungen mit dem Objekt. Das reduziert nicht nur den Rechenaufwand, sondern schafft robuste Systeme, die auch mit Unsicherheiten und unbekannten Formen umgehen können. Künftig wird diese Flexibilität durch sensorisches Feedback und KI-Algorithmen ergänzt. Ein hybrider Ansatz, der Präzision und Anpassungsfähigkeit vereint.
Neue Perspektiven für Robotik und Standorte mit Zukunft
Die Erkenntnisse der EPFL-Forschenden sind nicht nur für die Forschung von Bedeutung, sondern auch für industrielle Anwendungen in unstrukturierten Umgebungen – etwa Logistik, Pflege, Landwirtschaft oder urbane Dienstleistungssysteme. Roboter, die ohne permanente Neuprogrammierung flexibel agieren, eröffnen neue Möglichkeiten für Automatisierung und entlasten Fachkräfte gezielt dort, wo klassische Systeme an ihre Grenzen stossen.
Die ADAPT-Hand zeigt, intelligente Robotik entsteht nicht allein im Code, sondern auch im Material. Wer in adaptive Systeme investiert, eröffnet neue Märkte, von der kollaborativen Fertigung bis zu menschenzentrierten Assistenzsystemen. Das EPFL-Projekt liefert ein starkes Signal für die Rolle von Forschung und Standortentwicklung in einer Welt, in der Maschinen künftig eigenständig und sicher agieren müssen.