Credit Suisse: Erste Stimmen eines Crash im Immobilienmarkt
Der Schweizer Immobilienmarkt wird nicht ohne Blessuren aus der Corona-Krise hervorgehen. Ängste über eine bevorstehende Immobilienkrise seien nicht gerechtfertigt, denn einen stabilen Anker bilde besonders der Wohnungsmarkt. Zu diesem Fazit kommt die Credit Suisse in ihrem «Monitor Schweiz», der diese Woche veröffentlicht wurde.
Durch die Verbreitung des Coronavirus liegen verschiedene Sektoren der Wirtschaft im In- und Ausland still. An eine Rezession 2020 führt kein Weg vorbei, da sind sich die CS-Ökonomen einig. Die Frage ist nur, wie gravierend der wirtschaftliche Rückschlag ausfallen wird. Entscheiden für das Ausmass des Konjunkturschocks dürfte die Dauer des Lockdowns sein. Dieser ist wiederum davon abhängig, wie lange es dauert, bis sich die epidemiologische Lage stabilisiert.
Verkauf von neuen Wohneinheiten gerät ins stocken
Welche Auswirkungen die Coronavirus-Krise nach sich zieht lässt sich noch nicht schlüssig beantworten. Trotz den wieder aufkommenden Befürchtungen über einen Crash erachtet die Credit Suisse den Wohnungsmarkt als stabilen Anker des Immobilienmarktes. Dennoch werden nach Einschätzungen der CS vor allem die Promotoren von Eigentumswohnungen leiden. Sollte die Corona-Krise länger als erwartet dauern, werde der Verkauf von neuen Wohneinheiten erheblich ins Stocken geraten und bei Promotoren zu Liquiditätsproblemen führen. Nach Abflauen der Pandemie dürfte der Markt für Wohneigentum relativ rasch wieder zum Vorkrisenzustand zurückkehren – mit Ausnahme des Luxussegments.
Verbreitete Unsicherheit, steigende Arbeitslosigkeit
Wohnungen gewinnen in Zeiten von Home-Office, Social Distancing und geschlossenen Restaurants an Bedeutung. Dennoch rechnen die CS-Experten auch im Mietwohnungssegment mit einer geringeren Nachfrage. Die verbreitete Unsicherheit und die steigende Arbeitslosigkeit werden die Mietwohnungsnachfrage zusätzlich beeinträchtigen. Prognostiziert wird, dass per Stichdatum 1. Juni dieses Jahres zusätzlich 7000 bis 8000 Mietwohnungen leer stehen werden. Ebenso rechnen die CS-Ökonomen, dass sich die Leerstandziffer auf über 2,9% ansteigen und den Druck auf die Angebotsmieten leicht erhöhen wird. Für Besitzer von Mietrenditeliegenschaften, die über grössere Immobilienportfolios verfügen, werde sich dadurch wenig ändern.
Büroflächenmarkt kommt zum Erliegen
Die CS-Ökonomen kommen zum Schluss, dass aufgrund der enormen Unsicherheit die Erholung des Büroflächenmarkts relativ rasch zum Erliegen kommt. Sie erwarten, dass die Nettonachfrage nach zusätzlichen Büroflächen in sich zusammenfällt. Unter die Räder kommen dürfte der Retailflächen- sowie der Hotelmarkt. Der Lockdown, beziehungsweise die ausbleibende Nachfrage seitens ausländischer wie inländischer Konsumenten, sorgt – je länger der Lockdown dauert – für einen weitgehenden Ertragsausfall. Der Anteil des Retailsektors und der Hotellerie am Gesamtbestand des Schweizer Immobilienmarktes beträgt nur 5 bis 6%. Mit anderen Worten: Der Rückschlag für den Immobiliensektor dürfte sich in Grenzen halten.
Warnung einer bevorstehenden Krise
Die Coronavirus-Krise stellt einen Schock dar, wie er in der Wirtschaftsgeschichte nur selten vorkommt. Sofern sei es verständlich, dass erste Stimmen von einer bevorstehenden tiefgreifenden Krise oder Crash im Immobilienmarkt warnen. Dennoch kommen die CS-Ökonomen zum Schluss, dass die Corona-Krise den Schweizer Immobilienmarkt nicht in seinen Grundfesten erschüttern wird. Vor allem aufgrund der höheren Sicherheit der Mietzinseinnahmen. Im Vergleich zu anderen Cashflows werden sich die Investoren hüten, dem Immobilienmarkt den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenteil: Man rechnet eher mit einer verstärkten Nachfrage. Unbestritten ist, dass es Blessuren geben wird. Diese würden sich vor allem auf die gewerblichen Immobiliensegmente und dort im speziellen auf den Verkaufsflächenmarkt und den Hotelbereich konzentrieren.