Grenzgängerboom in Genf – Wachstum und Wohnungsnot
Die Genferseeregion verzeichnet einen markanten Anstieg der Grenzgänger, was den dynamischen Arbeitsmarkt widerspiegelt, aber auch die bestehende Wohnungsknappheit verschärft. Eine aktuelle Analyse des Amts für Wirtschaft beleuchtet die Hintergründe dieser Entwicklung und ihre Auswirkungen auf den Metropolraum.
Der Kanton Genf erlebt einen anhaltenden Anstieg der Grenzgängerzahlen, die in Frankreich wohnen und zur Arbeit nach Genf pendeln. Zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2024 ist die Zahl dieser Grenzgänger um 33.000 auf insgesamt 399.000 gestiegen. Diese Entwicklung wurde durch den Léman Express und die Liberalisierung der Homeoffice-Regeln 2023 begünstigt.
Steigender Anteil der Grenzgänger im Arbeitsmarkt
Die Anzahl der Grenzgänger aus Frankreich, die in der Genferseeregion arbeiten, ist in den letzten drei Jahren um 26 Prozent gestiegen. Der Anteil der Grenzgänger an den Beschäftigten stieg von 13,2 Prozent im ersten Quartal 2021 auf 14,9 Prozent im ersten Quartal 2024. Dies ist auf den boomenden Arbeitsmarkt, die Wohnungsknappheit in Genf und die attraktiveren Wohnkosten im grenznahen Frankreich zurückzuführen.
Einfluss des Léman Express
Der 2020 eröffnete Léman Express hat das grenzüberschreitende Pendeln erheblich erleichtert, indem er die Reisezeit zwischen Annemasse und dem Genfer Hauptbahnhof um rund 40 Prozent reduziert hat. Mittlerweile nutzen täglich 70.000 Pendler den Léman Express, der einen Marktanteil von 43 Prozent erreicht. Dies hat zu einem Bauboom rund um die neuen Bahnhöfe und einer verstärkten Attraktivität des Grenzgängertums geführt.
Wohnungsmarkt in Genf und grenznahen Regionen
Genf kämpft seit Jahren mit einer akuten Wohnungsknappheit. Die Leerwohnungsziffer lag 2023 bei lediglich 0,4 Prozent, während die Angebotsziffer von Mietwohnungen zwischen 2021 und 2023 von 5,3 Prozent auf 4,2 Prozent sank. Im Vergleich dazu sind die Wohnkosten im grenznahen Frankreich deutlich niedriger, was viele Arbeitnehmer dazu bewegt, dort zu wohnen. Dies hat die Preise in diesen Gebieten jedoch ebenfalls ansteigen lassen.
Zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen
Der Trend des Bevölkerungswachstums im französischen Teil des Genfer Metropolraums wird sich voraussichtlich fortsetzen. Von 2024 bis 2030 wird ein jährliches Bevölkerungswachstum von 1 Prozent im Kanton Genf erwartet, während die angrenzenden französischen Arrondissements diesen Wert übertreffen dürften. Dies stellt weiterhin Herausforderungen für die Infrastruktur und den Wohnungsmarkt auf beiden Seiten der Grenze dar.
Die Genferseeregion steht vor der Herausforderung, den dynamischen Arbeitsmarkt und die steigende Zahl der Grenzgänger mit der bestehenden Wohnungsknappheit in Einklang zu bringen. Innovative Verkehrslösungen wie der Léman Express und die Liberalisierung der Homeoffice-Regeln spielen eine zentrale Rolle, erfordern jedoch auch langfristige Strategien zur Bewältigung der Wohnungsmarktproblematik und zur nachhaltigen Entwicklung der gesamten Region.