Heisse Monate, heisse Köpfe: Streit unter Nachbarn
Nachbarschaftsstreitigkeiten nehmen in den Sommermonaten zu, besonders im Zusammenhang mit Bauvorhaben und Tierlärm. Die AXA-ARAG verzeichnete eine leichte Abnahme der gemeldeten Fälle, dennoch bleiben Konflikte über Lärm und bauliche Veränderungen häufige Streitpunkte.
Zwischen März und Juni knistert es besonders oft in der Nachbarschaft. Laut Alexandra Pestalozzi, Rechtsexpertin bei der AXA-ARAG, häufen sich die Beschwerden über Nachbarn in den wärmeren Monaten, wenn sich viele Menschen draussen aufhalten. Bauprojekte, laute Tiere und ungepflegte Gärten sind dabei die häufigsten Auslöser für Konflikte.
Im Jahr 2023 gingen bei der AXA-ARAG 0,7 Prozent weniger Meldungen über Nachbarschaftsstreitigkeiten ein als im Vorjahr. Auch in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 wurde ein Rückgang um etwa vier Prozent verzeichnet. Trotz dieser Abnahme bleibt der Streit um Bauvorhaben ein zentraler Konfliktpunkt, der rund ein Fünftel aller gemeldeten Fälle ausmacht.
Rücksichtnahme und Kommunikation als Schlüssel
Die Sommermonate bringen viele Herausforderungen mit sich: Lärmemissionen durch Bauvorhaben oder laute Tiere wie Hunde und Hähne führen oft zu Auseinandersetzungen. Alexandra Pestalozzi empfiehlt in solchen Fällen, zuerst das Gespräch mit dem Nachbarn zu suchen und bei Bedarf die Verwaltung oder einen Rechtsbeistand einzuschalten.
Auch das Pflanzenwässern kann zu Ärger führen. Übermässiges Giessen kann zu Schäden am Nachbarbalkon oder am Gebäude führen. In solchen Fällen gilt die Sorgfalts- und Rücksichtnahmepflicht, sowohl im Mietrecht als auch im Nachbarrecht. Ein respektvoller Umgang und klare Absprachen können hier viele Konflikte vermeiden.
Grillieren auf Balkon und Garten
Grillen auf dem Balkon oder im Garten ist grundsätzlich erlaubt, kann aber ebenfalls zu Unstimmigkeiten führen. Alexandra Pestalozzi weist darauf hin, dass bestimmte Grillarten in Mietwohnungen möglicherweise vorgeschrieben sind und die Hausordnung sowie der Mietvertrag vorab geprüft werden sollten. Ein generelles Verbot des Grillens durch Nachbarn ist nicht möglich, jedoch sollte auch hier bei Konflikten das Gespräch gesucht werden.
Vorgehen im Konfliktfall
Bei geplanten Bau- oder Pflanzprojekten empfiehlt es sich, im Vorfeld das Gespräch mit den Nachbarn zu suchen, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Sollte es dennoch zu Streitigkeiten kommen, rät Pestalozzi, diese bei einem Kaffee zu besprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wenn dies nicht ausreicht, können eine neutrale Drittperson, die Verwaltung oder eine Mediation hinzugezogen werden. In einigen Fällen kann auch die Einschaltung eines Rechtsbeistands notwendig sein.
Abschliessend betont Alexandra Pestalozzi die Wichtigkeit von Kommunikation und Rücksichtnahme, um ein harmonisches Zusammenleben in der Nachbarschaft zu gewährleisten. Ein respektvoller Umgang und das Einhalten gemeinsamer Regeln tragen massgeblich dazu bei, Konflikte zu minimieren und eine friedliche Nachbarschaft zu fördern.