Neuer Durchgangsbahnhof Luzern
Luzern erhält frühestens 2040 einen Durchgangsbahnhof, der kürzere Reise- und Umsteigezeiten sowie verdichtete Fahrplantakte ermöglicht. Zudem profitiert der gesamte Kanton von einem Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Der Bahnhof Luzern ist der sechstgrösste Bahnhof der Schweiz: Hier steigen täglich rund 100’000 Passagiere ein und aus. Das Problem: Die zweigleisige Zufahrt hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht und ist störungsanfällig. Das prognostizierte Wachstum in der öV-Mobilität des Kantons Luzern beträgt bis 2030 rund 40 Prozent. Die Schienenmobilität ist in den letzten zehn Jahren bereits um 50 bis 100 Prozent gestiegen – insbesondere auf den kantonalen Hauptentwicklungsachsen.
Das Bundesamt für Verkehr, die SBB, die Kantone Luzern, Nidwalden und Obwalden, die Stadt Luzern, der Regionale Entwicklungsträger LuzernPlus, der Verkehrsverbund Luzern und die Zentralbahn wollen darum mit dem Durchgangsbahnhof Luzern (DBL) das Bahnangebot ausbauen sowie verschiedene Infrastrukturprojekte realisieren. Der geplante Durchgangsbahnhof gilt als Generationenprojekt der Zentralschweiz.
Geplant ist eine unterirdische Durchmesserlinie mit vier tiefergelegten Gleisen unter dem bestehenden Kopfbahnhof. Diese wird ergänzt durch eine 3.5 Kilometer lange unterirdische und doppelspurige Zu- und Wegfahrt ab Ebikon (Dreilindentunnel) sowie einer ebenfalls unterirdischen doppelspurigen Zu- und Wegfahrt in das Gebiet Heimbach (Neustadttunnel). Die bestehenden oberirdischen Abstellanlagen beim Bahnhof Luzern werden teils verschoben, da sie dann nicht mehr direkt mit dem unterirdischen Durchgangsbahnhof verbunden sind.
Der DBL schafft die Voraussetzungen für schnellere Verbindungen im S-Bahn-System der Region sowie eine schnellere Nord-Süd-Verbindung via Luzern. Damit werden nicht nur die Weichen für mehr Mobilität gestellt, sondern auch für das Erreichen der Klimaziele im Sinne einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung. Denn in den Agglomerationen sowie bei Verbindungen zwischen regionalen Zentren liegt das grösste Verlagerungspotenzial zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr.
Doch auch die wirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten werden mit dem DBL optimiert: Die Bevölkerung wird mobiler, und im Zentrum der Stadt Luzern entsteht dank dem Freiwerden oberirdischer Gleisinfrastruktur neuer Raum für städtebauliche Entwicklungen. Die beliebten Tourismus-Kantone Ob- und Nidwalden profitieren ausserdem von einer besseren Erschliessung.
Von den Angebotsverbesserungen wird insbesondere die Achse Zürich–Zug–Luzern–Sursee–Olten profitieren. Gerade die Strecke Luzern–Zug–Zürich gilt als die meistbefahrene Bahnlinie im Raum Luzern. Der DBL verdichtet mit neu sechs Fernverkehrszügen von Luzern nach Zürich den Fahrplan, ermöglicht einen 30-Minuten-Takt als Basisangebot im Fernverkehr und den Viertelstundentakt im Regionalverkehr.
Der DBL bietet die Möglichkeit, die im NEAT-Konzept vorgesehene Fahrzeit zwischen Luzern und Mailand zu bewerkstelligen und lässt das Tessin näher an die Deutschschweiz rücken: 20 Minuten Fahrzeit kann dank dem DBL eingespart werden. Die Nord-Süd-Verbindung via Luzern wird somit schneller sein als diejenige via Zürich, die über den stark frequentierten Hauptbahnhof Zürich führt.
Das eidgenössische Parlament hat dem Ausbauschritt 2035 für die Bahninfrastruktur im Jahr 2019 zugestimmt. Die SBB arbeiten derzeit am Vorprojekt, dessen Abschluss in den ersten Monaten des Jahres 2023 erwartet wird. Darauf folgt die Prüfung der Resultate einer Studie zur Realisierungsabfolge, welche etwa weitere sechs Monate in Anspruch nehmen dürfte. 2027 wird das Bundesparlament darüber entscheiden, ob der DBL nach 2030 realisiert werden kann. Bei einem reibungslosen Ablauf könnte der Durchgangsbahnhof nach einer rund zehnjährigen Bauzeit frühestens im Jahr 2040 eröffnet werden.
Die Kosten werden mit Abschluss des Vorprojekts vorliegen. Das Projekt wird über den Bahninfrastrukturfonds (BIF) finanziert. Auftraggeberin des Projekts DBL ist das Bundesamt für Verkehr (BAV). Den Auftrag für die Planung und Umsetzung haben die SBB. Die Bahninfrastruktur wird schrittweise ausgebaut – die Ausbauschritte werden alle vier Jahre vom National- und Ständerat festgelegt.