Protektionismus als Standortrisiko

Schweizer Unternehmen schlagen Alarm. Der globale Trend zum Protektionismus gefährdet Lieferketten, erhöht Kosten und schwächt den Wirtschaftsstandort. Eine breite Mehrheit der exportorientierten Firmen fordert eine klare Antwort der Schweizer Politik. Sei dies durch neue Freihandelsabkommen, den Abbau von Regulierungen und die enge Kooperation mit Europa bei Schlüsseltechnologien.
Was als US-Zollpolitik unter Donald Trump begann, entwickelt sich zur globalen Bedrohung für offene Volkswirtschaften. Für die exportabhängige Schweiz ist diese Entwicklung mehr als nur ein geopolitisches Störfeuer. Sie trifft den Kern des Geschäftsmodells, internationale Vernetzung, stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Märkte.
Laut einer repräsentativen Umfrage unter 800 Schweizer Unternehmen mit Aussenhandelsbezug rechnen 70 Prozent mit negativen Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Besonders betroffen sind exportstarke Branchen wie die Pharma-, Uhren- und Maschinenindustrie sowie Zulieferbetriebe in der Immobilienwirtschaft, dem Baugewerbe und der Logistik.
Standortstrategien unter Druck
Die Reaktionen der Unternehmen zeigen, dass der Protektionismus längst kein abstraktes Risiko mehr ist. Über 60 Prozent der Befragten erwarten höhere Kosten und Engpässe in der Lieferkette. Jede zweite Firma plant Preiserhöhungen, um die Zusatzkosten weiterzugeben. Gleichzeitig setzen viele auf Effizienzsteigerung und die Suche nach neuen Absatzmärkten.
Besonders Grossunternehmen denken strategisch um. 40 Prozent erwägen den Aufbau eigener Standorte im Ausland, um Handelsbarrieren zu umgehen. Damit entstehen neue Anforderungen an Standortentwicklung, Immobilienprojekte und Investitionsplanung, sowohl im Inland als auch international.
Klare Forderungen an die Politik
Die Schweizer Wirtschaft verlangt eine aktive und zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik. Im Fokus stehen, Freihandelsabkommen, insbesondere mit den USA, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern , Regulierungsabbau und steuerliche Entlastung, um die Investitionsbereitschaft im Inland zu stärken.
Forschung und Innovation als Schlüssel
Eine breite Unterstützung erfährt auch die Weiterentwicklung der Bilateralen Abkommen mit der EU, insbesondere im Energiesektor. Mehr als 60 Prozent der Firmen sehen hier eine Chance zur Stärkung der Versorgungssicherheit und zur Integration in zentrale europäische Märkte.
Zukunftstechnologien sichern – gemeinsam mit Europa
Mit dem wachsenden Protektionismus wächst auch die Sorge, beim Zugang zu Schlüsseltechnologien wie KI, Quantencomputing oder Hochleistungs-Chips abgehängt zu werden. Drei Viertel der befragten Unternehmen sehen hier akuten Handlungsbedarf.
Aus Unternehmerseite wird der Aufbau eigener Kapazitäten in Zusammenarbeit mit europäischen Partnern empfohlen. Besonders in technologieintensiven Branchen fordern Unternehmen staatliche Impulse, auch wenn dies einen Paradigmenwechsel in der Schweizer Industriepolitik bedeuten würde.