Wirtschaft unter Druck, wie krisenfest ist die Schweiz?

April 2025

Eine neue KOF-Studie analysiert die Resilienz der Schweizer Volkswirtschaft gegenüber geopolitischen Risiken und Handelskonflikten. Die Schweiz zeigt Widerstandskraft, ist jedoch bei globalen Spannungen besonders verletzlich, mit potenziellen Folgen bis hin zur Rezession.

Seit der Verschärfung globaler Handelskonflikte unter der aktuellen US-Administration rücken Fragen zur wirtschaftlichen Resilienz wieder stärker in den Fokus. Eine neue Untersuchung der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich beleuchtet, wie verletzlich die Schweizer Volkswirtschaft gegenüber internationalen Verwerfungen tatsächlich ist.

KOF-Co-Direktor Hans Gersbach bringt es auf den Punkt und sagt, die Schweiz ist zugleich robust und anfällig. Während kurzfristige Schocks meist gut abgefedert werden können, drohen bei langanhaltenden Handelskonflikten dauerhafte BIP-Verluste von über einem Prozent pro Jahr. Besonders hart träfe es Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Pharma oder Präzisionsindustrie Branchen, die auch für den Wirtschaftsstandort Schweiz und die Immobilienmärkte eine zentrale Rolle spielen.

Szenarien zeigen Gefahren für Standort und Stabilität
Die Analyse basiert auf dem neuen «KOF Handelsmodell». Einem innovativen Gleichgewichtsmodell, das globale Lieferketten, Preisveränderungen und Nachfrageeffekte detailliert abbildet. Die Simulationen zeigen, dass nahezu alle untersuchten Szenarien für die Schweiz negativ ausfallen, vor allem wenn protektionistische Massnahmen ganze Handelsblöcke betreffen.

Besonders kritisch wäre eine Eskalation zwischen den USA und Europa, in deren Folge auch die Schweiz von Gegenzöllen betroffen wäre. In diesem Fall wären Wachstumsrückgänge über ein Prozent BIP pro Jahr möglich. Ein schwerwiegender Einschnitt, insbesondere für exportorientierte Branchen und deren Standortumfeld.

Risiken früh erkennen und Resilienz gezielt stärken
Die Studie nennt auch konkrete Handlungsfelder. Freihandelsabkommen und eine strategische Diversifikation von Import- und Exportmärkten gehören zu den wichtigsten Hebeln, um die Resilienz der Schweizer Wirtschaft zu stärken. Ebenso entscheidend sind stabile Rahmenbedingungen für Investitionen in Schlüsseltechnologien sowie ein innovationsfreundliches Umfeld.

Vorausschau statt Alarmismus
Die KOF-Studie zeigt, die Schweiz ist auf globaler Ebene verwundbar, verfügt aber über Instrumente zur Risikominimierung. Eine kluge Handelspolitik, strategische Innovationsförderung und stabile institutionelle Rahmenbedingungen stärken nicht nur die Volkswirtschaft, sie machen auch den Wirtschaftsstandort krisenfester und attraktiver für langfristige Investitionen.

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