Wohnungsbau bleibt weiter unter Druck
Im ersten Halbjahr 2024 stagniert der Umsatz im Bauhauptgewerbe bei 11 Milliarden Franken, während die Auftragseingänge leicht rückläufig sind. Insbesondere der Wohnungsbau kämpft mit erheblichen Herausforderungen, während der öffentliche Tiefbau von der steigenden Nachfrage profitiert. Die Branche blickt mit gemischten Gefühlen auf das restliche Jahr und erwartet erst 2025 eine mögliche Erholung im Wohnungsbau.
Das Bauhauptgewerbe in der Schweiz hat im ersten Halbjahr 2024 einen stabilen Umsatz von 11 Milliarden Franken erzielt, was dem Niveau des Vorjahres entspricht. Trotz dieses stabilen Ergebnisses zeigen sich im Detail einige besorgniserregende Trends. Der Auftragseingang ist leicht zurückgegangen, was insbesondere den Wohnungsbau hart trifft. Mit 3,6 Milliarden Franken lag der Umsatz im Wohnungsbau 100 Millionen Franken oder 3 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Der Wirtschaftsbau konnte sich ebenfalls nicht von der schwachen Konjunktur abkoppeln und verzeichnete einen Rückgang von 6 Prozent.
Öffentlicher Bau gewinnt an Dynamik
Ein positiver Trend zeigt sich hingegen im öffentlichen Bau. Getrieben durch das Bevölkerungswachstum konnte der öffentliche Tiefbau um 3 Prozent zulegen, während der öffentliche Hochbau einen Anstieg von 1 Prozent verzeichnete. Auch der private Tiefbau erlebte mit einem Plus von 5 Prozent eine erfreuliche Entwicklung. Diese Zuwächse spiegeln den zunehmenden Bedarf an Infrastrukturen wie Schienen, Strassen, Krankenhäusern und Schulen wider, der durch die wachsende Bevölkerung gedeckt werden muss. Allerdings bleibt ein erheblicher Aufholbedarf, insbesondere im Bereich der Nationalstrassen, bestehen. Dies verdeutlichen die vielen Staustunden auf Autobahnen und Autostrassen. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) unterstützt daher die STEP-Vorlage zur Optimierung des Nationalstrassennetzes, die im November 2024 zur Abstimmung kommt.
Schwere Zeiten für den Wohnungsbau
Der Wohnungsbau steht weiterhin vor grossen Herausforderungen. Im zweiten Quartal 2024 ging die Bautätigkeit um 10 Prozent zurück, während die neuen Aufträge um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal sanken. Trotz eines leichten Anstiegs der Wohnbaugesuche im ersten Halbjahr 2024 ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2025 mit einer Erholung zu rechnen. Der SBV rechnet für das gesamte Jahr 2024 nur mit etwa 40.000 neuen Wohnungen, obwohl mindestens 50.000 notwendig wären, um den Bedarf zu decken. Der Leerstand ist weiter zurückgegangen, was den Druck auf den Wohnungsmarkt weiter erhöht.
Ausblick: Unsicherheiten bleiben bestehen
Die Prognosen für das Baujahr 2024 bleiben verhalten. Der Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes wird voraussichtlich bei 23 Milliarden Franken liegen, was einem Rückgang von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Bauindex prognostiziert, dass die Bautätigkeit im ersten Halbjahr 2025 ebenfalls stagnieren wird, ähnlich wie in den Jahren 2023 und 2024, mit einem Umsatz von erneut 11 Milliarden Franken.
Die Schweizer Bauwirtschaft steht vor der Herausforderung, die komplexen Bedürfnisse des Marktes zu erfüllen und gleichzeitig den wirtschaftlichen Druck zu bewältigen. Es bleibt abzuwarten, ob die Massnahmen zur Belebung des Wohnungsbaus und der Infrastrukturausbau langfristig Früchte tragen werden.