Zukunftssicherer Standort für Wirtschaft und Innovation
Silvia Thalmann-Gut ist seit 2023 Frau Landammann des Kantons Zug und leitet die Volkswirtschaftsdirektion, die zehn Ämter aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Sozialversicherungen umfasst. Der Kanton Zug bleibt ein attraktiver Standort für Unternehmen und hochqualifizierte Arbeitskräfte, unterstützt durch gezielte Massnahmen und eine starke Finanzlage.
Frau Thalmann, Sie sind seit 2023 Frau Landammann des Kanton Zug und leiten die Volkswirtschaftsdirektion. Diese beherbergt unter ihrem Dach zehn Ämter aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung sowie Sozialversicherungen und arbeitet mit Drittpartnern aus den Bereichen Wirtschaft und Berufsbildung zusammen. Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons Zug in den nächsten fünf Jahren?
Sehr gut. Die finanzielle Situation des Kantons Zug entwickelt sich weiterhin positiv und der Kanton verfügt über ein hohes Eigenkapital. Das Budget 2025 rechnet mit einem Ertragsüberschuss von 226 Millionen Franken. Die sehr gute Ertragslage erlaubt es dem Kanton, seine Standortattraktivität zu halten. Solche Überschüsse festigen die bereits sehr gute Position. Der Kanton Zug kann sich weiterhin als finanziell solider und attraktiver Standort für Unternehmen und hochqualifizierte Arbeitskräfte platzieren.
Der Kanton Zug als wirtschaftlich erfolgreicher und attraktiver Unternehmensstandort und Wohnkanton will seine Position halten. Die politische Debatte ist im Gang. Für Beiträge zur familienergänzenden Kinderbetreuung im Vorschul- und Schulalter, die Erhöhung des Kantonsbeitrags pro Schülerin und Schüler an die anerkannten Privatschulen sowie die Förderung der Forschung zur Blockchain-Entwicklung werden grosse Beträge im Budget 2025 und in den Planjahren 2026–2028 eingestellt. Dazu werden die Erhöhung des Kantonsanteils an den stationären Gesundheitskosten berücksichtigt. Aus dem Paket «Mehrwert für alle», welche Steuererleichterungen für die Zuger Bevölkerung, das Gewerbe und die Wirtschaft vorsieht, ergeben sich Mindereinnahmen.
Diese Massnahmen, welche der Regierungsrat gezielt zum Vorteil der Zuger Bevölkerung und der Wirtschaft einsetzen will, sind dank der hohen Ertragsüberschüsse in den Vorjahren und des sehr soliden Eigenkapitals möglich. Die erwarteten Mehrerträge im Rahmen der Einführung der OECD-Mindeststeuer sollen vollständig an Bevölkerung und Wirtschaft zurückgegeben werden.
Was tut der Kanton Zug, um in Zukunft ein attraktiver Standort für Unternehmen zu bleiben?
Es ist das Gesamtpaket von mehreren Faktoren, welches ausschlaggebend ist. Die grundlegenden Prinzipien sind Wirtschaftsfreundlichkeit, Serviceorientierung und Innovationskultur.
Der Kanton verfügt über bedeutende Cluster in verschiedenen Branchen und er ist ein attraktiver Standort für etablierte sowie aufstrebende, lokale und internationale Unternehmen. Ein dichtes Netzwerk von Dienstleistern, Zulieferern und privaten Institutionen unterstützen ein wertsteigerndes Wachstum.
An oberster Stelle steht die Wirtschaftspflege der ansässigen Unternehmen. Die Behörden begleiten Unternehmen langfristig in ihrem Wachstum. Dazu bieten sie den Zugang zum Netzwerk der Zuger Wirtschaft. Die Wege sind kurz; Anliegen werden rasch und lösungsorientiert behandelt.
Welche Branchen stehen im Fokus der Standortförderung, und wie unterstützt der Kanton Zug deren Entwicklung?
Der Kanton Zug macht seit Jahrzehnten eine gute Rahmenpolitik für alle und will die Attraktivität erhalten. Verschiedene Branchen haben sich in Clustern gefunden; die Branchengruppen sind breit diversifiziert: Grosshandel inkl. Konsumgüter und Rohstoffhandel; High Tech / Deep Tech Industrie; Life Science beinhaltend Pharma / Biotech / Medtech; Finanzwirtschaft mit Asset Management / Private Equity / Family Offices; ICT inklusive Fintech und Blockchain; Headquarters sowie auch weltweite Procurement & Supply Chain Funktionen.
Im Fokus steht das Wachstum der ansässigen Unternehmen. Dazu kommen Ansiedlungen von neuen Firmen, insbesondere von wertschöpfungsintensiven Unternehmen. Ich freue mich, wenn Unternehmen aus dem zweiten Sektor in unserem Kanton prosperieren. Einige Beispiele von sehr wertschöpfungsintensiven tollen Unternehmen sind V-Zug, Siemens oder Roche.
Der Wirtschaftsraum Zug ist grösser als der Kanton Zug. Der Zugriff auf einen Talentpool mit potenziellen Fachkräften ist mitunter ein wichtiger Grund für die Wahl des Standorts Zug. Eine einzelbetriebliche Förderpolitik oder Cluster-Politik existiert nicht. Was zählt, ist ein gutes wirtschaftliches Umfeld mit attraktiven Steuern, gut ausgebildeten Fachkräften, einer funktionierenden Infrastruktur mit kurzen Wegen in der Verwaltung. Dazu kommt die Nähe zu ETH, Universität usw. und den regionalen Fachhochschulen, sodann die Lebensqualität bezüglich Landschaft und Kultur, die Erreichbarkeit dank der Lage im Herzen Europas mit der Anbindung an den Flughafen in Zürich.
Welche Bedeutung hat die Steuerpolitik des Kantons Zug für die Ansiedlung von Unternehmen?
Attraktive Steuern sind ein Argument für die Standortwahl, sie sind der Türöffner zur Shortlist. Letztlich ist es das Gesamtpaket an Standortvorteilen, das den Ausschlag gibt. Der Kanton Zug verfügt über eine langfristige Steuer- und Finanzpolitik, über ein hohes Nettovermögen, über ein attraktives Steuerumfeld. Dazu bietet er Planungs- und Rechtssicherheit.
Wie unterstützt die Volkswirtschaftsdirektion die Unternehmen im Kanton Zug?
80 Prozent der Energie wird für die Wirtschaftspflege eingesetzt. Die Unternehmen sollen sich hier wohlfühlen. Das Team der Kontaktstelle Wirtschaft ist sehr dienstleistungsbereit und im steten Austausch mit verschiedenen Anspruchsgruppen, um für die ansässigen Unternehmen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen zu erhalten. Sie sehen sich als Partner und fördern den Wirtschaftsstandort Zug, sind vernetzt und im Dialog mit den lokalen Firmen, Wirtschaftsverbänden, Vereinigungen usw. Sie engagieren sich für die Anliegen der Zuger Unternehmerinnen und Unternehmer; deren Zufriedenheit ist das Ziel.
Der Immobilienmarkt in Zug ist angespannt. Welche Schritte unternimmt der Kanton, um mehr Wohnraum zu schaffen?
Wohnraum zu finden ist ein grosses Thema, das auch die Zuger Regierung beschäftigt. Der Kanton Zug hat soeben eine «Wohnpolitische Strategie 2030» mit 19 Massnahmen fertig erstellt, die sukzessive umgesetzt werden. Hauptpunkte daraus sind: mehr Wohnungen, mehr preisgünstige Wohnungen sowie mehr Wohnungen für die ansässige Bevölkerung. Ziel ist mitunter ein höherer Leerwohnungsbestand, der mehr Bewegung ermöglicht. Massnahmen daraus sind: Vereinfachte und flexiblere Bauvorschriften, wie zum Beispiel Aufstockungen, Aufbauten oder die Lockerung der Vorgaben für Hochhäuser sollen den Bau von mehr Wohnraum ermöglichen. Bestehende Baubewilligungsprozesse sollen durchleuchtet und auf Vereinfachungen, Beschleunigungen und Optimierungen geprüft werden. Mit der Stärkung und Vereinfachung des Wohnraumförderungsgesetzes sollen gemeinnützige Bauträgerschaften einfacher zu Darlehen kommen und die Subjekthilfe für bedürftige Haushalte soll optimiert werden.
Der Regierungsrat ist bereit, die entsprechenden Gesetzesanpassungen im Planungs- und Baugesetz sowie im Wohnraumförderungsgesetz in die Wege zu leiten. Im Grundsatz will er die wohnpolitischen Ziele mit freiwilligen Massnahmen erreichen. Finanzielle Anreize sollen zu einem grösseren, schneller verfügbaren und erschwinglichen Wohnungsangebot führen.
Welche Rolle spielt der Kanton bei der Förderung von nachhaltigem Bauen und energieeffizienten Immobilienprojekten?
Einerseits verfügt der Kanton Zug erfreulicherweise über Investorinnen und Investoren, die eine Vorreiterrolle übernehmen in Bezug auf nachhaltiges Bauen und energieeffiziente Projekte. Beispiele sind die Areale Suurstoffi, Papieri oder der Techcluster in Zug.
Andererseits kommt das kantonale Energiegesetz zum Zug: Beim Ersatz der Heizung müssen mindestens 20 Prozent des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien gedeckt oder die Energieeffizienz muss in diesem Umfang erhöht. Um die finanziellen Konsequenzen für die Bauherrschaften abzufedern, werden Heizungsersatz und Wärmedämmung im Rahmen des kantonalen Förderprogramms Energie bis 2032 mit grosszügigen Beiträgen entlastet.
Als Frau Landammann sind Sie auch in der regionalen und nationalen Politik aktiv. Welche Herausforderungen sehen Sie für die kommenden Jahre?
Herausfordernd ist das Angebot einer familienergänzenden Kinderbetreuung entsprechend der Nachfrage. Weitere Aufgaben sind, Antworten zu finden auf die demografische Entwicklung sowie der Umgang mit den zunehmenden Zahlen im Asylbereich – die Zuger Bevölkerung leistet grosse Integrationsarbeit; der Kanton Zug fördert die Integration, der Verlust an Steuerattraktivität (STAF, Mindestbesteuerung) sowie ein geklärtes Verhältnis Schweiz – EU, bezüglich dem Zugang zum Markt.
Welche kommenden Immobilienprojekte beeinflussen den Wirtschaftsraum Zug?
Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung unseres Kantons war und wird auch zukünftig stark beflügelt durch die Entwicklung von attraktiven Arealen für Arbeiten und Wohnen. Besonders wichtig ist dabei der Fokus auf Nachhaltigkeit. Areale wie Suurstoffi (Rotkreuz), Papieri (Cham) und Techcluster/V-Zug (Zug) sind bereits bekannte Projekte mit schweizweiter Strahlkraft. Anstehende grosse Projekte wie z. B. das LG Areal (Landis & Gyr) (Zug) oder Unterfeld (Baar/Zug) sowie Hinterberg/Städtlerallmend (Cham/Steinhausen) werden diese nachhaltige Entwicklung fortsetzen.
Der Kanton Zug steckt 40 Millionen Franken in die Gründung des Instituts für Blockchain Forschung. Was erhofft man sich davon?
Wir glauben, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial hat, viele Bereiche unseres Lebens zu verändern, und wir wollen an der Spitze dieser Entwicklung stehen. Mit Blockchain Zug wird ein innovatives Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft lanciert. Durch dieses Bildungsprojekt stärken wir den Wirtschaftsstandort Zug weiter, dies auch vor dem Hintergrund der am 1. Januar 2024 eingeführten OECD-Mindestbesteuerung. Es handelt sich dabei um eine Massnahme, die dazu beiträgt, die Wettbewerbsposition des Kantons Zug als erfolgreicher Wohn- und Wirtschaftsstandort zu sichern. Der Kanton will die Bereiche Forschung, Bildung und Wirtschaft zusammenbringen und die Innovationskraft fördern. Ziel der vom Kanton unterstützten Initiative ist es, Zug zu einem weltweit führenden Zentrum für Blockchainforschung zu machen.
Abschlussfrage: Warum sollen Unternehmen nach Zug kommen?
Zug hat bewiesen, dass er ein sehr attraktiver Wirtschafts- und Lebensraum ist. Der Erfolg basiert auf einer langfristigen Entwicklungsstrategie. Entscheidende Faktoren für die Standortwahl sind die Wirtschaftsfreundlichkeit, die Verfügbarkeit der Fachkräfte, die jahrzehntelange Stabilität, die hohe Lebensqualität sowie die kurzen Wege der Zuger Behörden, die rasch und effizient arbeiten.
Zur Person
Silvia Thalmann-Gut ist seit 2019 Zuger Regierungsrätin und Volkswirtschaftsdirektorin; für die Jahre 2023/2024 amtet sie zudem als Frau Landammann. Als Zuger Kantonsrätin aktiv war sie von 2007 bis 2018 und sie war Präsidentin der CVP der Stadt Zug. Führungserfahrung erwarb Silvia Thalmann-Gut in der Privatwirtschaft sowie bei der öffentlichen Hand. Neben einer pädagogischen Grundausbildung verfügt sie über Abschlüsse als Betriebsausbildnerin, Personalfachfrau und Fachfrau in Finanz- und Rechnungswesen.